Es ist ein hartes Los, Thilo Sarrazin zum Vater zu haben. Besonders, wenn man zu jenen gehört, die er, das ehemalige Mitglied des Bundesbankvorstands und der ehemalige Berliner Finanzsenator, öffentlich bei jeder Gelegenheit verhöhnt: zu den Hartz-IV-Empfängern. Richard Sarrazin profitiert nicht von Vatis Millionen und lebt deshalb mit Panoramasicht im 14. Stock eines Plattenbaus in Berlin. »Es ist eigentlich ganz gut, arbeitslos zu sein und nicht gebraucht zu werden, weil man dann sein Lebenstempo selbst bestimmen kann«, verriet er der Bunten. Der Einfluss des Vaters auf den Sohn ist offenbar gering, oder aber der Sohn hat gelernt, dass des Vaters hugenottische Verachtung für alle, die nicht so strebsam sind wie er selbst, auch nicht glücklich macht. Richard Sarrazin geht einem Ein-Euro-Job als Garten- und Landschaftshelfer nach und hört gern laut Musik, weshalb ihm die Polizei schon mal den Strom abdreht. Das weiß der Bunte-Leser von Richard Sarrazins Nachbarin, die Protokoll über sein Verhalten führt. Dank ihr wissen wir auch, dass er seinen Fernseher aus dem Fenster geschmissen hat. So lassen sich Stromkosten senken. Das immerhin dürfte sein Vater begrüßen. Ihm zufolge sollen Hartz-IV-Empfänger dicke Pullis tragen, statt zu heizen, und lieber kalt duschen, um brav sparsam zu leben. Vielleicht bekommt Sarrazin junior dadurch etwas Anerkennung von seinen Eltern, die »eigentlich selten etwas Gutes über mein Leben« sagen, wie der Sohn berichtet.
Wenn der Thilo Sarrazin zufolge großzügig bemessene Hartz-IV-Regelsatz seinem Sohn Richard nicht reichen sollte, könnte er ein Buch schreiben. Als Sohn einer berühmten Persönlichkeit hat man gute Chancen, auf der Bestsellerliste zu landen. Walter Kohl hat das kürzlich gezeigt. Sein Buch »Leben oder gelebt werden« steht dort derzeit sogar vor Thilo Sarrazins »Deutschland schafft sich ab«. Mit einer Abrechnung mit dem Vater könnte Sarrazin junior bei diesem sogar Anerkennung finden, sollte das Werk ein Erfolg werden, um Erfolg dreht sich bei Sarrazins schließlich alles. Bisher beschreibt Richard sein Verhältnis zum Papa allerdings so: »Ich bin für meinen Vater der Sündenbock, das schwarze Schaf der Familie.« Das ist auch kein Wunder. Schließlich widerlegt er des Vaters Hobbygenetiker-Thesen, nach denen erfolgreiche Eltern erfolgreiche Kinder bekommen. Wenn nun die deutschen Akademiker auf Thilo Sarrazins Geheiß wirklich mehr Kinder bekommen, könnte der Nachwuchs der Wohlhabenden den Sozialstaat ganz schön viel kosten.